April 3, 2021

Glauben Sie, Ihnen fehle das Talent zum Schreiben? Dann sind Sie auf dem Holzweg. Talent brauchen Sie garantiert nicht für gute Texte.

Fallen Sie nicht auf Ihre eigenen Ausreden herein! Oder auf die Bewertungen Ihrer Deutschlehrer.

In meinem Job als Schreibcoach begegnen mir ständig Menschen, die das tun und deshalb womöglich nie lernen, schnell gute Texte zu schreiben.

Diese Leute sagen, sie hätten kein Talent zum Schreiben.

Sobald sie merken, dass ihnen das Schreiben nicht mühelos von der Hand geht, schieben sie es auf ihr fehlendes Talent. Und geben auf.

Es mag schon sein, dass Sie kein Talent haben.

Aber wissen Sie was? Sie brauchen auch keins.

Viele Forschende zweifeln inzwischen daran, dass es so etwas wie Talent überhaupt gibt.

Kritiker dieser These führen regelmäßig Mozart als Gegen-Beispiel an.

Hatte Mozart ein gottgegebenes Talent? Oder einfach eine perfekte Lernumgebung?

Wolfgang Amadeus Mozart galt als Wunderkind. Seine ersten Musikstücke komponierte er mit fünf!

Bis er im Alter von 35 Jahren starb, schuf er Hunderte von Werken. Einige davon zählen zum Vollkommensten, was die Menschheit zu Wege gebracht hat.

Niemand bestreitet, dass Mozart ein Meister seines Fachs war.

Aber verdankte er das seinem Talent?

Oder hat er seine Meisterschaft auf dem üblichen Weg erlangt: durch beharrliches, sehr effektives Training?

Wenn man auf Mozarts Biografie blickt, ist die Antwort offensichtlich.

Thomas Alvwa Edison

"Genie ist ein Prozent Inspiration und neunundneunzig Prozent Transpiration."

Sein Vater Leopold war selbst als Komponist und Musiker erfolgreich. Noch mehr als die Musik selbst interessierte ihn die Frage, wie man Kindern beibringt, virtuos zu musizieren.

Darin war Leopold Mozart ein Meister. Und Wolfgang Amadeus war – ob er wollte oder nicht – von Kindesbeinen an sein Schüler.

Leopold Mozarts „Versuch einer gründlichen Violinschule“ ist bis heute populär. Bei Amazon können Sie sich dieses fast 300 Jahre alte Buch für 21,50 Euro bestellen. Kunden bewerten es mit 4,5 von 5 Sternen. 

Als Wolfgang Amadeus Mozart drei Jahre alt war, hörte Leopold auf, selbst zu komponieren. Stattdessen unterrichtete er seinen Sohn. Fast zwei Jahrzehnte lang. Jeden Tag.

Übrigens hat Wolfgang Amadeus mit fünf nicht wirklich selbst komponiert, sondern die Musik anderer neu kombiniert. Und bevor irgendjemand diese kleinen Meisterwerke zu sehen oder zu hören bekam, hat Vater Leopold sie eigenhändig überarbeitet.

Mozarts erstem eigenständigen Werk von Weltrang, dem Klavierkonzert Nr. 9, gingen 18 Jahre täglichen Trainings unter der Anleitung eines exzellenten, sehr erfahrenen und extrem ehrgeizigen Musikpädagogen voraus.

Auf jahrelangen Konzert-Reisen quer durch Europa kam der junge Mozart zudem in Kontakt mit den größten Musikern und Komponisten seiner Zeit.

Schreiben kann man nicht. Man lernt es – ein Leben lang.

Unter solchen Voraussetzungen hätte selbst ich gelernt, vorzeigbar Klavier zu spielen. Meinen Sie nicht?

Mit all dem will ich Mozarts Meisterschaft nicht schmälern.

Ich will nur sagen, dass Talent als Voraussetzung für Spitzenleistung völlig überschätz wird.

Für unser Thema heißt das: Sie brauchen kein Talent zum Schreiben. Jede(r) kann lernen, fabelhafte Texte zu produzieren.

Wenn Sie sich mit weniger als Weltruhm begnügen, werden Sie dafür auch keine 18 Jahre brauchen.

Alles was Sie brauchen, sind Motivation, Know-how, Übung – und ein bisschen Mut.

Motivation: Sie müssen gute Texte schreiben wollen. Darum müssen wir uns wohl keine Sorgen machen. Sonst hätten Sie diesen Text nicht bis hierhin gelesen.

(Sollten Sie im Verlauf unserer Bekanntschaft doch einmal in ein Motivationsloch fallen, bin ich gerne bereit, Ihnen einen Tritt in den Hintern zu geben.)

Know-how: Um schnell gute Texte produzieren zu können, brauchen Sie Handwerkszeug. Sie müssen die Techniken, Methoden und Strategien kennenlernen, die auf kurzen Wegen zu herausragenden Texten führen.

Genau darum wird es in diesem Blog immer wieder gehen.

Training: Zu wissen, wie es geht, reicht nicht. Sie müssen das Schreiben üben – und zwar regelmäßig, effektiv und womöglich für den Rest Ihres Lebens.

Talent zum Schreiben wird überschätzt. Aber Mut brauchen Sie.

Viele schreiben zwar täglich. Aber dabei trainieren sie immer das Gleiche, oft genau das, was sie ohnehin längst beherrschen und manchmal schlicht das Falsche.

Effektives Schreibtraining sieht anders aus.

Dafür müssen Sie auch dorthin gehen, wo's wehtut. Sie müssen fremdes Terrain erkunden und Neues wagen. 

Wenn Sie gute Texte schreiben wollen, brauchen Sie neben Motivation, Know-How und Training vor allem eines: Mut. 

Haben Sie Mut?


P.S.: Die Fehleinschätzung, man brauche Talent zum Schreiben, ist nur eine von "Sieben typischen Hürden auf dem Weg zu guten Texten". Viel Freude beim Weiterlesen!

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